In seinem Entwurf zur Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas beschreibt der Autor seine Annahme darüber, dass die Germania Magna noch in jüngster geologischer Zeit einer sehr viel umfassenderen Landschaftstransformation unterlag, als bislang angenommen, vermutlich bedingt durch die postglaziale Landhebung im Holozän, bzw. aufgrund einer möglichen Reaktivierung der kaledonischen Deformationszone (Caledonian Deformation Front, CDF) im Zuge einer späten Aktivitätsphase der alpidischenOrogenese und den damit einhergehenden tektonischen Aktivitäten in der oberen Erdkruste*). Weiterhin steht aber auch die Überlegung im Raum, ob vielleicht ein kosmisches Impaktereignis die Ursache einer solchen Reaktivierung der CDF gewesen sein könnte.
Die Bedingungen, die jedenfalls zu erwarten wären, um den nachfolgend beschriebenen Vorgang auch ausreichend begründen zu können, würden wahrscheinlich ebenfalls mit bislang nicht korrekt zugeordneten oder falsch datierten Bruchereignissen größeren Ausmaßes einhergehen, die in Mitteleuropa folglich über mehrere Jahrhunderte hinweg immer wieder auch zu stärkeren Erdbeben geführt haben könnten und die uns womöglich sogar aus dem späteren Mittelalter schriftlich überliefert worden sind[1].
Der vorliegenden Interpretation zufolge entspricht das durch Ptolemäus beschriebene Gebiet der Germania Magna in seiner Breitenausdehnung in etwa auch dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland, ohne aber Teile Polens einzubeziehen, so wie bislang durch andere Interpretationen beschrieben. Große Teile der Mitteleuropäischen Senke waren dafür aber wohl – zumindest zeitweise – von einem Flachwassermeer bedeckt. Dänemark, bzw. die Halbinsel Jütland, hatte der Darstellung nach, und entsprechend dieser Interpretation, noch keine Verbindung zum Festland bzw. war als Landfläche noch nicht erkennbar vorhanden.
Im Osten wurde die historische Germania Magna durch das sarmatische Gebirge (Sarmate montes) und weiterhin durch einen Fluss begrenzt, der als Vistula Fluvius bezeichnet wird, im Süden offenbar durch die Donau (Danubii bzw. Danubius flu.) und im Westen durch den Rhein (Renus fluvius). Die beiden letztgenannten Flüsse dienen hier zunächst als wichtigste Referenzpunkte (Referenzlinien) für die weitere Interpretation, da sie am Eindeutigsten erscheinen und ungefähr ihrem heutigen Verlauf entsprechen. Die Küstenlinie zum Oceanus Germanicus befindet sich im Vergleich zu heute etwa 150 Kilometer weiter südlich, knapp oberhalb von Berlin.
Diese Einschätzung ergibt sich entsprechend aus der Beibehaltung der geometrischen Längenverhältnisse, unter Verwendung der beiden oben genannten Bezugspunkte auf der Karte (Rhein und Donau), zusammen mit den vom Autor als Fläming identifizierten Asciburgius Monts als weitere wichtige Referenzfläche, mit der heutigen Stadt Baruth/Mark (Limios alsos) im Nord-Osten der Erhebung – aber auch mit Oderbruch bzw. der Ziltendorfer Niederung am rechten Kartenrand.
Folglich hätte sich auch die Mündung des Vistula Fluvius, die als weiterer Referenzpunkt dienen soll, weiter südlich befunden, als in früheren Interpretationen wahrscheinlich angenommen. Die Verschiebung des Mündungsbereiches nach Süden ermöglicht somit eine vermutlich bessere Verortung, um als Bezugspunkt für kartographische Überlagerungen dienen zu können. Eine solche Überlagerung legt dann auch nahe – grob unter Beibehaltung der Seitenverhältnisse – dass die Vistula, zumindest abschnittsweise, wohl heute eher der Schwarzen Elster entspricht und nicht etwa identisch ist mit der Weichsel (Vistula) in Polen.
Welche geologischen Prozesse zu einer möglichen Regression des Oceanus Germanicus geführt haben, sollte in erster Linie zwar nicht Gegenstand dieser Interpretation sein, jedoch vermutet der Autor hier mehrere Faktoren, die in der Veröffentlichung bereits ansatzweise dargelegt wurden und die hierfür eine gemeinsame Ursache bilden könnten. Nach neuesten Überlegungen erscheint jedoch – wie bereits angedeutet – die Reaktivierung der CDF im Zuge einer späten Aktivitätsphase der alpidischen Orogenese (d.h. in jüngerer Zeit) eine mögliche Hauptursache darzustellen, bei der sich Avalonia erneut ein Stück weit auf die baltische Kontinentalplatte aufgeschoben haben könnte (möglicherweise hier eine beginnende, aber zeitlich begrenzte Subduktion) – mit der Folge, dass die relative Meeresspiegelhöhe (relative sea level, RSL) an der norddeutschen Küste gefallen ist und dass Landflächen im Oceanus Germanicus (jene auf der baltischen Kontinentalplatte) folglich unter dem Meeresspiegel gelegen haben.
Sowohl Vesuv und Ätna in Italien, als auch die Vulkane auf Island, hatten in den letzten 3000 Jahren mehrere starke Eruptionen. Als Beispiel sei die bekannte Eruption des Vesuvs, im Jahr 79 n. Chr. genannt, in deren Folge Pompeji zerstört wurde, was womöglich ganz Allgemein auf eine hohe Geoaktivität in Europa schließen lässt, die hier möglicherweise zu Spannungen in der Lithosphäre geführt hat und die unter Umständen sogar den Kontinentaldrift angetriggert bzw. intensiviert haben könnte. Möglicherweise auch an eigentlich inaktiven Plattengrenzen.
Aber auch ein kosmisches Ereignis, mit einer entsprechenden Auswirkung auf die Plattentektonik, soll als mögliche Ursache hier nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Ein solches könnte durchaus ebenfalls Spannungen in der Lithosphäre hervorgerufen oder auch gelöst haben. Solche, die sich möglicherweise einige zehntausend Jahre zuvor, durch den großen Eiszeit-Gletscher und dessen Auflast gebildet haben.
Im Jahr 607 n. Chr. wurde der Halleysche Komet zeitgleich mit drei anderen Kometen beschrieben[3], bei denen es sich womöglich um entsprechende Bruchstücke eines noch größeren Ausgangskörpers gehandelt haben könnte, nachdem der Komet laut babylonischen Textquellen im Jahr 164 v. Chr. direkt an Jupiter vorbeizog. Es ist zumindest denkbar, dass er zu diesem Zeitpunkt in mehrere größere Teile zerbrochen ist. Im Verlauf einiger hundert Jahre könnten diese dann auf sehr abweichende Umlaufbahnen gelangt sein (entsprechend also ihrer Größe und dem gravitativen Einfluss anderer Himmelskörper auf die so entstandenen Bruchstücke und Fragmente).
Die Einschläge eines oder mehrerer kosmischer Objekte auf der Erdoberfläche könnten durchaus auch zu einer Klimaanomalie, wie jener von 536 bis 550 n. Chr. geführt haben[I], möglicherweise auch zu einer Veränderung der Meeresspiegelhöhe, sie könnten auch zur Wüstenbildung in Nordafrika beigetragen haben und ebenfalls mit einem gesteigerten Vulkanismus in Verbindung stehen. Ein Zusammenhang mit dem großen Erdbeben von Antiochia, im Jahr 526, wäre ebenfalls denkbar.[II] In Mitteleuropa hingegen könnte ein solches Ereignis mit dem Zerfall des Thüringer Reiches, etwa im Jahre 531, korrespondieren[4], aber auch ein Zusammenhang mit dem sogenannten Chiemgau-Einschlag, vmtl. eines Kometen, wäre hier denkbar, welcher sich möglicherweise zwischen 2200 v. Chr. und etwa 300 v. Chr. ereignet hat[5]. Dafür sprechen würde nicht nur die zeitliche und räumliche Nähe zu den Gebieten, die im Szenario weiter unten hypothetisch von einem solchen Ereignis betroffen gewesen sein könnten, sondern vermutlich auch die bereits ermittelte Eintrittsbahn des Chiemgau-Objektes aus Nord-Osten kommend.
Im Jahre 563 n. Chr. fand außerdem das in zeitgenössischen Berichten überlieferte Tauredunum-Ereignis statt, bei dem durch einen massiven Bergsturz ein großer Tsunami am Genfer See ausgelöst wurde – möglicherweise ja eine Folge größerer tektonischer Beanspruchungen des hier betroffenen Felsmassivs infolge eines möglichen Impaktereignisses, das im zeitlichen Zusammenhang aufgetreten sein könnte.
In der Preprint-Veröffentlichung ist zunächst die postglaziale Landhebung als Hauptursache für eine Regression des Oceanus Germanicus vermutet worden, die mit dem Ende einer Warmzeitperiode (dem Klimaoptimum der Römerzeit) folglich zu einem fallenden relativen Meeresspiegel (RSL) an der norddeutschen Küste geführt haben könnte. Zuvor war möglicherweise sogar noch weniger Wasser aus den Weltmeeren im Eis der großen Gletscher gebunden, als nach der kleinen Eiszeit während des Mittelalters – also in den letzten fünfhundert Jahren bis fast in die heutige Zeit hinein. Hierzu wurde in der Betrachtung auch die Arbeit von Olav Liestøl herangezogen, der in den späten 1950er Jahren den Verlauf der Firnline westnorwegischer Gletscher über einen Zeitraum von etwa 10.000 Jahren ausgewertet hat (vgl. Glaciers of the present day. In: Olaf Holtedahl Geology of Norway. (=Norges Geologiske Undersökelse, Nr. 208). Oslo, 1960).
Es wäre auch vorstellbar, dass im fraglichen Zeitraum zwischen Christi Geburt und dem Beginn der kleinen Eiszeit recht viele Befestigungen und Burgen, bzw. sogar ganze Städte im Flachwasser, auf einstigen Inseln und auf Halbinseln entstanden sind (vgl. hierzu Die Sage über Vinetaund auch die Wikipedia Artikel über Wikingerburgen bzw. allgemein über Wallburgen, insbesondere aber auch über Pfahlbauten, wie sie beispielsweise in der Nähe der polnischen Ortschaften Dobiegniew, Chłopowo (Krzęcin) und Lubiatowo (Przelewice) gefunden worden sind).
Auf den Inselgruppen in der nördlichen Germania Magna könnten sich zunächst also nordische Seevölker – als Vorfahren und Verwandte der Wikinger – herausgebildet haben (vgl. auch Waräger), bzw. später auch die Wikinger selbst – nicht zuletzt womöglich auch aufgrund des Expansionsdrucks im Römischen Imperium, durch welchen die germanischen Stämme möglicherweise vom Festland zunächst auf die Inseln im Oceanus Germanicus ausgewichen sein könnten – oder, da sie infolge der vorherigen Transgression ursprüngliche Siedlungsgebiete verloren haben. Auch könnten die Bewohner des Nordens zeitweise auf geschützten Marschinseln gelebt haben (Halligen), bzw. ist es möglich, dass diese Bauten später verlandet sind oder bei Flutereignissen zerstört wurden, ohne dass wir heute dafür noch Belege finden.
Aufgrund geologischer Ereignisse im Zusammenhang mit einer Verschiebung der Küstenlinie, könnte aber auch die Völkerwanderung eingesetzt haben[7], sofern hier nicht kriegerische Auseinandersetzungen das Hauptmotiv darstellen. Der böhmische Chronist Cosmas von Prag schreibt in Bezug auf die spätere slawische Wiederbesiedlung Mitteleuropas durch Boemus und seine Gefährten gar von einer “Sündfluth“, durch welche das Land einst seiner Einwohner beraubt wurde.[8]
Unter Berücksichtigung der vorliegenden Interpretation erscheint es dem Autor deshalb auch möglich, dass historisch überlieferte Sturmfluten in Nord– und Ostsee zumindest teilweise auf tektonische Ereignisse, wie erdbebenbedingte Tsunamis zurückzuführen sein könnten (vgl. Mandränke). Auch an dieser Stelle soll ein mögliches kosmisches Ereignis, wie es weiter oben bereits angedeutet wurde, als mögliche Ursache nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Durch eine Aufschiebung Avalonias, in Folge welcher Ereignisse auch immer, könnte jedenfalls die Hebung der Insel Rügen erst in relativ junger geologischer Zeit stattgefunden haben, die nun den Rest von der durch Erosion abgetragenen Spitze der avalonischen Platte darstellt.
Durch eine bessere Kenntnis über die Vorgänge, die hier möglicherweise stattgefunden haben, könnten künftig vielleicht auch archäologische Funde, wie beispielsweise Schiffsfunde[9] an Land, besser gedeutet werden, die zunächst möglicherweise als Grabbeigaben oder als sogenannte Bootsbestattungen zu interpretieren sind, wie sie in Mecklenburg-Vorpommern desöfteren ja schon gefunden wurden, bei denen es sich so manches Mal dann wohl aber auch um untergegangene “Paddelboote” handeln könnte, die beispielsweise bei einem Kampf oder durch eine Katastrophe im ursprünglich flachen Gewässer zerstört worden sind. Ein solches hätte sich in früherer Zeit ja möglicherweise noch bis tief ins Landesinnere erstreckt, sollten die Aufzeichnungen des Ptolemäus hier entsprechend richtig interpretiert worden sein. Hier kommen dann also beispielsweise auch unerwartet Tsunamis oder mögliches vulkanisches Auswurfmaterial als Ursache für ein untergegangenes Boot in Betracht – infolge eines Impaktereignisses eventuell sogar, sollte ein solches in Zukunft tatsächlich irgendwie nachweisbar sein. Solche Boote könnten durch den Prozess der Verlandung entsprechend also auch ganz natürlich von Sand und Schlick überdeckt worden sein, was bei der Interpretation von Funden unter Umständen gesondert zu berücksichtigen wäre.[III]
*) Ergänzung vom 31.03.2024, Sven Mildner:
mögliche Hebung der avalonischen Kontinentalplatte durch den Gebirgsbildungsprozess und die Reaktivierung der kaledonischen Deformationszone (CDF) (bzw. die Entstehung eines Hochgebirges im Oceanus Germanicus)
Mit der beginnenden Überschiebung Avalonias könnte es gleichzeitig auch zu einer stärkeren Aufwulstung bzw. Verdickung der kontinentalen Kruste im Bereich der Niederlande und des norddeutschen Wattenmeeres gekommen sein, was in der Folge zu einer Schrägstellung der avalonischen Kontinentalplatte, bzw. der Geländeoberfläche im Gesamten geführt haben könnte (Isostasie). Ursächlich war hierfür womöglich ein Nord-Süd gerichteter Kraftschub im Rahmen der alpidischenOrogenese, der möglicherweise zu einer Hebung des norddeutschen Küstengebietes und der Mitteleuropäischen Senke geführt hat und vielleicht auch zu einer weiteren Hebung des Erzgebirges in jüngster geologischer Zeit, bzw. allgemein zu einer Hebung der Mittelgebirge entlang des Thüringisch-Fränkisch-Vogtländischen Schiefergebirges, weiter den Main entlang bis zum Rheinischen Schiefergebirge, mit Taunus und Hunsrück.
Dabei könnte auch eine Nord-West-Neigung der avalonischen Kontinentalplatte hervorgerufen worden sein, auch da eine (begrenzte) Aufschiebung auf Baltica nicht an allen Nahtstellen gleichermaßen erfolgen konnte (die avalonische Kontinentalplatte wird im Westen von Laurentia überlagert). Wahrscheinlich handelt sich insbesondere im Bereich Dänemarks auch vielmehr um die Kollision zweier Kontinentalplatten und nicht etwa um die Subduktion von ozeanischer Kruste, wie sie beispielsweise an der Westküste Nord- und Südamerikas stattfindet. Möglicherweise könnte es vielleicht als Übergangssituation betrachtet werden.
Letztendlich würde es sich also um den Prozess der Gebirgsbildung in seinem anfänglichen Stadium handeln, der an der norddeutschen Küste möglicherweise unterbrochen wurde, da drei Kontinentalplatten hier miteinander verkeilt sind (Avalonia, Baltica und Laurentia). Es wären dementsprechend stärkere Kräfte notwendig, um den Vorgang an dieser Stelle fortzuführen, welcher hier über die Darstellung der Germania Magna aber bereits nachvollzogen werden kann. Der Vorgang der alpidischen Orogenese hat sich hier womöglich zeitweise von den Alpen stärker in Richtung Skandinavien verlagert, bzw. findet eine Hebung dort möglicherweise auch in stärkerer Abhängigkeit von der Aktivität des mittelatlantischen Rückens statt und in Abhängigkeit von der Kraft, die aus der Kollision der afrikanischen Kontinentalplatte mit Europa einhergeht.
Gleichfalls müsste aber auch nachvollzogen werden, dass es sehr wahrscheinlich Phasen mit stärkerer und Phasen mit geringerer Hebungsrate geben könnte, als dass es sich hier um einen gleichmäßig stattfindenden Prozess der Gebirgsbildung handelt – und dass es zwischenzeitlich sogar sehr starke Aktivitätsphasen gegeben haben muss, um die Landschaftsveränderung (die Veränderung der Geomorphologie) im notwendigen Ausmaß hervorzubringen. Immerhin ist ein solcher Vorgang speziell in Nordeuropa bislang kaum als solcher erfasst worden, weil er sich seit Beginn der modernen Geowissenschaften vermutlich in einem recht unauffälligen Aktivitätsstadium befindet.
So ist der Eger–Grabenbruch möglicherweise ebenfalls in einem engerem Zusammenhang mit einem solchen Prozess entstanden bzw. durch frühere, vielleicht auch periodisch auftretende Ereignisse gleicher Natur – genauso wie der Elbtalkessel zwischen Meißen und Dresden das Resultat eines solchen Vorgangs sein könnte. Meines Erachtens deutet die Germania Magna Darstellung schon darauf hin, dass das Gebiet um Elbsandsteingebirge und Lausitzer Gebirge zwischenzeitlich noch einmal geomorphologische Veränderungen erfahren hat.
Selbstverständlich war das Erzgebirge auch der Germania Magna Beschreibung nach bereits als solches vorhanden, aber es ist schwierig eine Aussage darüber zu treffen, ob es in jüngster geologischer Zeit nicht vielleicht noch eine neuerliche Hebung gegeben hat, die in einem Zusammenhang mit der tektonisch-bedingten Regression des Oceanus Germanicus steht, bzw. ein (weiteres) Absinken des Erzgebirgsvorlands, als Folge einer beginnenden Überschiebung der kontinentalen Kruste an der Küste – und wie bereits angedeutet, mit der damit einhergehenden Verkürzung der kontinentalen Kruste im Landesinneren – wenngleich solche Vorgänge der bisherigen Auffassung zufolge, im Wesentlichen natürlich zu einem deutlich früheren Zeitpunkt stattgefunden haben müssten. Aber auch nach der Entlastung der Kruste durch den Rückgang einer entsprechenden Krafteinwirkung (Entspannung), könnten vermutlich Grabenstrukturen entstehen.
Es ist also durchaus denkbar, dass ein noch engerer Zusammenhang zwischen der derzeitigen Hebung Skandinaviens und der alpidischen Orogenese besteht, als bislang vermutet und dass die postglaziale Landhebung dementsprechend nur noch zu einem gewissen Teil ursächlich hierfür sein könnte. Die vergleichsweise schnelle Hebung Skandinaviens in heutiger Zeit wäre dann möglicherweise stärker als vermutet, auf eine Auffaltung der kontinentalen Kruste zurückzuführen.
siehe hierzu: Bemmann, J. (2023). Herrschaftswechsel als Zäsur? Thüringen im Frankenreich – eine andere Geschichte. In S. Brather (Ed.), Die Dukate des Merowingerreiches: Archäologie und Geschichte in vergleichender Perspektive (pp. 421-458). Berlin, Boston: De Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783111128818-014 / (Volltext), u.a. mit dem “[…]Fazit: Es gab keine fränkischen Militärstützpunkte auf strategisch gelegenen Höhen, kein fränkisches Militär und keine fränkischen Eliten in Mitteldeutschland. Eine Integration ins Frankenreich zwischen 531 und 630 lässt sich auf archäologischem Wege nicht nachweisen. Selbst wenn die alte Meistererzählung den Kern des Prozesses zutreffend schildern würde und es fränkische Militärstationen mit Besatzungstruppen gegeben hätte, dürften diese nach der Gräberfeldgröße zu schließen nur aus wenigen Mann bestanden haben. Sie wären numerisch hoffnungslos unterlegen gewesen und hätten in einer Gesellschaft ohne Gewaltmonopol, in der Waffenbesitz weit verbreitet ist, keine Überlebenschance gehabt.[…]“, sowie: Volkmann, Armin. (2014) “Region im Wandel: Das 5.–6. Jahrhundert n. Chr. im inneren Barbaricum an der unteren Oder und Warthe“- In: Germania Bd. 92 (2014) S. 133-153, u.a. mit einer Einführung: “[…]Die Idee einer allmählichen Transformation ist aber auf der Grundlage der vorliegenden archäologischen Befunde wohl nur für die römische Kaiserzeit in den westlichen Grenzgebieten zum Limes, beispielsweise im Zuge der Romanisierung der dortigen germanischen Gruppen, zutreffend. Die Befunde des Untersuchungsgebietes (Abb. 1) verweisen dahingegen auf drastische Umwälzungsprozesse zum Ende der römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit, die sich partiell innerhalb von nur wenigen Dekaden oder gar Jahren ereigneten (vgl. Abb. 2 und 3) und nicht im Einklang mit einer allmählichen Transformation stehen, sondern deutliche Kontinuitätsbrüche durch nichtlineare Veränderungen sind. In den archäologischen Befunden der Völkerwanderungszeit des 5. bis 7. Jahrhunderts n. Chr. im Odergebiet scheinen sich dramatische, tief einschneidende Prozesse widerzuspiegeln 2 . So ist die These von allmählichen Transformationsprozessen nicht auf die fokussierte Periode und nicht auf den Untersuchungsraum übertragbar.[…]“
vgl. Preiser-Kapeller, J. (2020). Der Lange Sommer und die Kleine Eiszeit: Klima, Pandemien und der Wandel der Alten Welt, 500-1500 n. Chr
unter Berücksichtigung einer Impakttheorie, ungefähr zwischen 526 – 531 n.Chr., wie sie im “Exkurs zum Kontinentaldrift unter Berücksichtigung von Platons Beschreibung über Atlantis” betrachtet wird, hier zumindest “eine Spätphase der Völkerwanderung”, beispielsweise mit dem Einfall der Langobarden in Italien. Zuvor gab es bereits Eroberungsfeldzüge anderer germanischer Stämme aus der Germania Magna heraus, wie beispielsweise der Vandalen bis nach Nordafrika. Gleichwohl könnte ein solches Ereignis aber auch schon (ein weiteres Mal) früher stattgefunden haben, beispielsweise näher an der Zeit um Christi Geburt herum[IV] oder sogar bereits vor etwa 10.000 Jahren. Allerdings müsste die Kartendarstellung der Germania Magna dann auch entsprechend älter sein, als bislang angenommen. Eine auffällige Veränderung der relativen Meeresspiegelhöhe lässt sich für Skandinavien zum Beispiel nachweisen und wurde durch Kurt Lambeck, Catherine Smither, Paul Johnston, in “Sea-level change, glacial rebound and mantle viscosity for northern Europe“, Geophysical Journal International, Volume 134, Issue 1, July 1998, Pages 102–144, https://doi.org/10.1046/j.1365-246x.1998.00541.x beschrieben, hängt aber nach bisheriger Erkenntnis sehr wahrscheinlich eher mit der postglazialen Landhebung nach dem Ende der Eiszeit zusammen und vollzieht sich hier offenbar über einen längeren Zeitraum. Möglicherweise sind hier aber auch Datierungsfehler in Erwägung zu ziehen.
vgl. F. Biermann: Die frühen Slawen – von Kiew an die Elbe. In: M. Knaut/D. Quast (Hrsg.), Die Völkerwanderung. Europa zwischen Antike und Mittelalter. Arch. Deutschland, Sonderheft 2005 (Stuttgart 2005) 80–84.
bspw. sogenannte “Usedomer Bootsgräber” vgl. BIERMANN, Felix. Usedomer Bootsgräber. Germania: Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, 2004, 82. Jg., Nr. 1, S. 159-176.
weitere Verweise auf historische Aufzeichnungen
Prokopios von Caesarea, Historien IV 14 (dt. Übersetzung aus: Vandalenkriege. übersetzt von Otto Veh, München 1971, S. 263)
Die Sonne, ohne Strahlkraft, leuchtete das ganze Jahr hindurch nur wie der Mond und machte den Eindruck, als ob sie fast ganz verfinstert sei. Außerdem war ihr Licht nicht rein und so wie gewöhnlich. Seitdem aber das Zeichen zu sehen war, hörte weder Krieg noch Seuche noch sonst ein Übel auf, das den Menschen den Tod bringt.
Anmerkung des Autors: Hier besteht möglicherweise auch ein Zusammenhang mit der nordischen Beschreibung eines Fimbulwinters.
Während dieser Zeit verschwanden die Wasser von Shiloh für 15 Jahre. In dieser Zeit fiel auch Feuer vom Himmel und verbrannte die Stadt Balbek – welche von Salomo auf dem Berg Libanon erbaut wurde – sowie die dortigen Paläste. Doch drei Steine, die Salomo zum Geheimnis der Dreifaltigkeit dort platziert hatte, blieben unversehrt. In derselben Zeit erschien eine Frau in Cilicia, die eine Elle größer war als jeder Mann und keine Sprache sprach. Sie aß jedoch menschliche Nahrung. Sie lebte lange Zeit, indem sie Geld von allen Läden erhielt. Doch dann verschwand sie plötzlich. Einige sagten, sie sei eine Nymphe gewesen.
Im Jahr 836 der Syrischen Ära (525 n. Chr.) war Asklepios, ein böser und verdorbener Mann, Bischof in Edessa, und er drängte die Gläubigen, das unheilige Konzil von Chalcedon anzunehmen. Er ließ 20 wundersame Zönobiten verhaften, folterte sie grausam und warf sie ins Gefängnis. Es geschah, dass am zweiten Abend eine große Flut von den Bergen herunterkam. Sie prallte gegen die Stadtmauern und zog sich zurück. Beim zweiten Mal riss sie die Mauern nieder und überschwemmte die Stadt, tötete Menschen und Tiere, indem sie sie in den Euphrat schleppte. Asklepios rettete sich, indem er in die Zitadelle der Stadt floh, ebenso wie einige andere. Sie wollten ihn steinigen, weil sie wussten, dass er für dieses Übel verantwortlich war, und so floh er nach Antiochia. Dort sagte sein Mitsektenanhänger Ephrem, Patriarch von Antiochia: „Seht, Brüder, unser zweiter Noah ist der Flut entkommen, die kam wegen der Sünde, das Konzil von Chalcedon nicht anzunehmen.“ Justin sandte viel Gold, um Edessa wieder aufzubauen. Als sie gruben, fanden sie eine Inschrift auf einem Stein, die lautete: „Dreimal wird eine Flut Edessa heimsuchen.“ Dies war in chaldäischer Schrift geschrieben. Dreißigtausend Tote wurden aus dieser Flut geborgen, während die Stadtbewohner die Zahl der in den Fluten Verschollenen auf 200.000 schätzten.
Asklepios und Ephrem amüsierten sich, indem sie Antiochia mit dieser üblen Häresie verschmutzten. Dies brachte der Stadt noch mehr Gottes Zorn. Ein fünftes Erdbeben erschütterte die gesamte Stadt, und alle Gebäude, Häuser, Paläste und Kirchen stürzten ein. Ein völlig neues Phänomen wurde beobachtet, denn der Wind brachte die Strafe von Sodom. Der Fluss kochte über, und aus der Tiefe stiegen schwarze Wasser auf, die Krebse, Schildkröten und die Knochen von Wildtieren mit sich brachten. Die Erde spie Feuer und Wasser aus. Tödliche Dämpfe stiegen auf, die durch verschiedene Leiden den Tod über Menschen und Tiere brachten. Einige Tage lang regnete es Feuer vom Himmel wie Regen. Jeder konnte die Schreie hören, aber niemand wagte es, sich zu nähern. Eineinhalb Monate lang hielten die Erdbeben und der feurige Regen unaufhörlich an. Die große Basilika, die Konstantin erbaut hatte, bebte sieben Tage lang wie ein Halm im Wind, bis sie riss und Feuer aufstieg, um die Kirche zu verbrennen. Nur 1250 Seelen überlebten diese Katastrophen. Plötzlich erschien ein leuchtendes Kreuz am Himmel, das nach drei Tagen verschwand. Und die Menschen riefen: „Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.“ […]
[…] Auch andere Gebiete wurden zerstört: Seleukia in Syrien am Meer, die Stadt Daphe, sowie ein Gebiet von zwanzig Meilen um Antiochia, Anazarbus, die Metropole von Kilikien, und Korinth, die Metropole von Griechenland. So gingen viele Menschen und Gebäude während der bösen Jahre der Herrschaft von Justin verloren.
Landschaftsbeschreibung über das Gebiet an Elbe und Oder, aus Willibald Alexis’ “Der falsche Woldemar“:
Erstes Kapitel.
Die alten Zeiten.
Um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts sah es traurig aus zwischen Elbe und Oder. Der Herr, der Himmel und Erde geschaffen, hat den Sonnenschein verschieden ausgetheilt über die Länder; aber dorthin, wo die deutsche Zunge ausgeht, und die slavische anfängt, fiel die Spende seines Sonnenlichtes kärglich aus. Es hatte nicht Macht, die Sümpfe auszutrocknen, die das Meer zurückließ, noch zu durchglühen die dichten, starren Wälder, noch zu wärmen den Boden, daß er die Geschlechter der Menschen freiwillig ernähre, welche der Strom der Völker dahin verschlug. Diesen Geschlechtern selbst hat der Herr die Aufgabe gestellt, daß sie mit der Natur ringen. Sie sollen den Boden im Kampf mit den Stürmen und Gewässern selber sich machen, der warmen Sonne einen Teppich ausbreiten, drauf sie mit Lust weilen, und ein Land sich schaffen, das ihnen lieb wäre, und den andern ein froher Anblick.
Das war eine harte Aufgabe; und, wie viele Jahrhunderte darüber verstrichen, sie ist selbst heute noch nicht zu Ende. Noch immer müssen sie fortarbeiten im Schweiß ihres Angesichts, daß sie den Sand bändigen und festigen, den der Wind unter der Pflugschar fortweht; und es ist nicht mit der Arbeit gethan, die der Arm verrichtet und lenkt; denn dadurch wird die träge Natur nicht zum Leben bewältigt, noch die Sonne gezwungen, daß sie heller scheine auf das errungene Land. Die saure Arbeit ruft den Geist um Beistand auf, daß er erfinderisch neue Mittel schaffe, und ein ander Licht leuchten lasse, wo die Sonne nicht dringt durch die nordischen Nebel.
Und wie oft ward diese Arbeit unterbrochen; und gerade dann, wo es den Anschein hatte, als sei die Ernte endlich vor der Thür! Und so schreckhaft und fürchterlich unterbrochen, daß die Furchtsamen verzweifelten, und die Kleinmütigen wähnten, es laste Gottes Zorn auf dem Lande; darum sei es vergebens, seiner Hand zu widerstehen. Aber diese Geschicke waren nicht die Geißelschläge seines Zornes; es waren die Prüfungen und Feuerproben für ein Geschlecht, das da lernen sollte, nie zu verzagen; und wie es mit der Armuth des Bodens und den Elementen gerungen um ein besser Dasein, also solle es auch kämpfen mit den Mißgeschicken und sich stählen zur Selbstständigkeit unter den Schlägen, die den Schwächern allemal am härtesten treffen, wo starke Mächte miteinander streiten.
Auch das Annolied, das wahrscheinlich zwischen 1077 und 1081 von einem Siegburger Mönch verfasst wurde, enthält Zeilen, die möglicherweise auf ein oder sogar zwei – zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nur noch wenig gut bekannte – geologische Ereignisse größeren Ausmaßes aus vorheriger Zeit hindeuten. Für zwei Ereignisse spricht auch eine verminderte Anzahl der archäologischen Fundstellen innerhalb der Germania Magna, einmal bereits in der Zeit um Christi Geburt herum und ein weiteres Mal die Klimaanomalie 536-550 mit einschließend (vgl. Volkmann, Armin. (2013). Neues zur „Odergermanischen Gruppe“: Das innere Barbaricum an der unteren Oder im 5.–6. Jh. AD.) So heißt es in Strophe 27:
OY wi di wifini clungin, Da di marin cisamine sprungin, Herehorn duzzin, Becche blütis vluzzin, Derde diruntini diuniti, Di helli ingegine gliunte, Da di heristin in der werilte Sühtin sich mit suertin. Dü gelach dir manig breiti scari Mit blüte birunnin gari, Da mohte man sin douwen Durch helme virhouwin Des richin Pompeiis man Da Cesar den sige nam.
…und weiterhin in Strophe 31:
IN des Augusti citin gescahc Daz Got vane himele nider gesach Dü ward giborin ein Küning Demi dienit himilschi dugint, Iesus Christus Godis Sun Von der megide Sente Mariun: Des erschinin san ci Rome Godis zeichin vrone, Vzir erdin diz luter olei spranc, Scone ranniz ubir lant, Vmbe diu Sunnin ein creiz stunt, Also roht so viur unti blut, Wanti dü bigondi nahin, Dannin uns allin quam diu genade, Ein niuwe Künincrichi, Demi müz diu werilt al intwichin.
Medien:
Eine vergleichende Darstellung zwischen der mittelalterlichen Germania Magna Karte des Donnus Nicolaus Germanus mit einer farbigen Abbildung aktueller Höheninformationen (DGM).
Dieses Bild zeigt eine farbige Darstellung aktueller Höheninformationen (DGM), überlagert mit der Germania Magna Karte des Donnus Nicolaus Germanus.
Die zuvor beschriebene Situation, hier sinngemäß auf das betrachtete Gebiet der Germania Magna bezogen: Hiernach erklärt sich möglicherweise auch die Entstehung von Störungszonen, wie dem Elbe-Lineament, welche im Zusammenhang mit der vermuteten Hebung des norddeutschen Küstengebietes entstanden sein könnten (mit der Aufschiebung Avalonias) bzw. die Verkürzung der kontinentalen Kruste im Landesinneren, welche womöglich auch in Verbindung mit der Entstehung von bedeutenden Grabenstrukturen zwischen Alpen und Oceanus Germanicus steht. Gleichzeitig könnte durch die stärkere Aufwulstung der Kruste im Bereich der Niederlande und der Nordsee, ein Absinken der Lithosphäre stattgefunden haben (Isostasie), mit der möglichen Folge einer Neigungsänderung der Geländeoberfläche und der weiteren Heraushebung der Mittelgebirge, ggf. auch des Erzgebirges als Pultschollengebirge. (Norden hier am linken Bildrand, Google Earth Pro, 2024)
Ein möglicher Flussverlauf des Vistula Fluvius [a] könnte teilweise dem heutigen Verlauf der Schwarzen Elster entsprochen haben, die einst jedoch nicht nach Westen in die (heutige) Elbe(albis fluvii?) geflossen wäre, sondern möglicherweise zuvor eine Biegung nach Osten gemacht hätte, um etwa ab Guben zunächst dem Verlauf der Lausitzer Neiße weiter in das Flussbett der Oder zu folgen. Weitergehende geologische Untersuchungen können hier künftig vielleicht zu einer Klärung beitragen. Den Ort Stragona könnte man dann wohl bei der heutigen Stadt Herzberg (im Landkreis Elbe-Elster) vermuten und Budorigum bei Doberlug-Kirchhain. Fraglich ist noch, ob die Elbe tatsächlich in ihrem heutigen Verlauf verortet werden kann, oder ob auf der Karte hier vielmehr der Verlauf der Weißen Elster weiter westlich dargestellt ist (siehe auch den “Exkurs zum Kontinentaldrift unter Berücksichtigung von Platons Beschreibung über Atlantis” weiter unten auf dieser Seite”). Dann wäre der Ort Nomisterium möglicherweise bei Leipzig zu finden, oder weiter südlich davon in Richtung Gera.
Für eine adäquate Zuordnung der verzeichneten Orte ist hier eine stärkere Verzerrung der Germania Magna Darstellung notwendig. Jedoch wirkt das Ergebnis einer solchen Kartenüberlagerung augenscheinlich sehr plausibel. So wurde wohl später am einstigen Zusammenfluss von Schwarzer Elster und Spree, wie der Autor die abgebildeten Flüsse hier zunächst bezeichnet, im heutigen Ort Peitz eine mittelalterliche Festungsanlage errichtet (Festung Peitz), deren Festungsgräben von einem Altarm der Spree mit Wasser versorgt wurden (Abbildung 1 | Abbildung 2). Nähere Informationen finden sich hierzu auch unter folgender Website des Historischen Vereins zu Peitz e.V.: https://festungpeitz.de/
Dieser Text bezieht sich auf die Preprint Veröffentlichung zu:
Mildner, Sven. (2020). Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas. 10.23689/fidgeo-5907.
Erschienen unter ISBN 979-8573568980
Die geografische Beschreibung der ihm bekannten Welt durch den ägyptisch-griechischen Universalgelehrten Claudius Ptolemäus, etwa 150 Jahre nach Christi Geburt, faszinierte zahlreiche Wissenschaftler seiner Zeit – und auch heute noch ist das Interesse an seinem Werk nicht verloren gegangen – im Gegensatz zur sagenumwobenen Insel „Thule“, die dank mystischer Erzählungen immer wieder das Interesse vieler Menschen geweckt hat.
Auf der Suche nach geheimem Wissen, dem Atlantis des Nordens oder, um die Vergangenheit besser zu verstehen, versuchte man die von Ptolemäus angegebenen Koordinaten der jeweils bekannten Welt zuzuordnen und die eingezeichneten Orte, Flüsse und Gebirge zu identifizieren…
Diese Preprint Veröffentlichung mit dem Namen “Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas” ist ein interdisziplinärer Beitrag, der voraussichtlich auf unterschiedlichen Gebieten der Geistes- und Geowissenschaften zu neuen Erkenntnissen führen wird (postglaziale Geodynamik, historische Geographie, Sozialgeographie und insbesondere auch auf den unterschiedlichen Gebieten der Geschichtswissenschaften führen wird (Ur- und Frühgeschichte, römische Kaiserzeit, Völkerwanderung, frühes Mittelalter)).
Außerdem wird die vorliegende Interpretation der Germania Magna die archäologische Arbeit dahingehend beeinflussen, dass künftig eine bessere räumliche Verortung von aufgefundenen Siedlungen und Fundstätten zueinander vorgenommen werden kann. Zuletzt erfolgte ein entsprechender Versuch zur Verortung durch Kleineberg, Andreas & Nüsse, Hans-Jörg & Marx, Christian & Lelgemann, Dieter in “Germania magna – A new look at an old map: Rectifying Ptolemy’s geographical data for ancient places between the Rhine and the Vistula. Germania. 89. 115-155.” im Jahre 2010 am Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik der Technischen Universität Berlin, mittels geodätischer Entzerrung, in Kombination mit der Kenntnis über frühzeitliche Handelsrouten, allerdings ohne Berücksichtigung einer umfassenderen Lanschaftstransformation durch geologische Prozesse.
Die Berücksichtigung einer umfassenderen Transformation des Landschaftsbildes ermöglicht in der Folge jedoch eine bessere geographische Einordnung der Germania Magna in unser modernes Weltbild und eine besseres Verständnis über die Aufzeichnungen aus der Antike, aus der römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderung sowie von frühen kirchlichen Aufzeichnungen, die Christianisierung Europas betreffend. Ebenfalls führen weitergehende Betrachtungen zu einem besseren Verständnis über die postglaziale Geodynamik in Europa und über die Auswirkungen dieser Prozesse auf die weitere Kulturgeschichte früher Völker in Europa.
Das Siedlungsgebiet frühzeitlicher Kulturen entlang der Küste, wie auch das der Wikinger, die auf zahlreichen Inseln nördlich der Germania Magna lebten, kann infolge dieser Interpretation möglicherweise neu betrachtet werden, da mit der Neuinterpretation der Karte auch eine präzisere Verortung archäologisch-bedeutender Siedlungen und Fundstätten aus germanischer Zeit ermöglicht wird.
Anmerkung 2: Auf der Karte, die hier nachfolgend abgebildet wurde, könnte man den Ort “Stragona” wohl bei der heutigen Stadt Herzberg (im Landkreis Elbe-Elster)vermuten und “Budorigum” bei Doberlug-Kirchhain. In der Veröffentlichung, die sich an der Karte des Donnus Nicolaus Germanus orientiert, wurde dieser Ort zunächst im Dahmetal verortet. Auf dieser Karte ist es auch interessant zu erkennen, wie sich hier die “Asciburgius mons” bis südlich vom heutigen Calau (Calisia) erstrecken, wo mit der Calauer Schweiz auch ein entsprechender Höhenzug vorhanden ist.
“Albionis Pars” wäre darauf möglicherweise eine Darstellung des Doggerlands.
EVROP: IIII Tab
Der erste Entwurf dieser Neuinterpretation ist als gedrucktes Taschenbuch bei Amazon erhältlich:
Abstract aus der Preprint Veröffentlichung zur “Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas“ https://dx.doi.org/10.23689/fidgeo-5907
Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas:
Buchbeschreibung zur Entwurfs-Veröffentlichung von: Sven Mildner (Hrsg.): Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas. Dresden 2020, ISBN 979-85-7356898-0, erschienen bei Amazon.de, (Broschur. 38 Seiten, Entwurfsveröffentlichung)”
vorläufiges Quellenverzeichnis vom 11.02.2024:
Nüsse, Hans Jörg & Marx, Christian & Lelgemann, Dieter. (2011). Germania magna A new look at an old map: Rectifying Ptolemy's geographical data for ancient places between the Rhine and the Vistula. Germania. 89.115-155.
Marx, Christian. (2012). Investigations of the coordinates in Ptolemy’s Geographike Hyphegesis Book 8. Archive for History of Exact Sciences. 66.531555. 10.1007/s00407-012-0102-0
Lambeck, Kurt & Smither, Catherine & Johnston, Paul. (2002). Sealevel change, glacial rebound and mantle viscosity for Northern Europe. Geophysical Journal International. 134.102144. 10.1046/j.1365246x.1998.00541.x.
Grieman, Mackenzie & Nehrbass Ahles, Christoph & Hoffmann, Helene & Bauska, Thomas & King, Amy & Mulvaney, Robert & Rhodes, Rachael & Rowell, Isobel & Thomas, Elizabeth & Wolff, Eric. (2024). Abrupt Holocene ice loss due to thinning and ungrounding in the Weddell Sea Embayment. Nature Geoscience. 10.1038/s41561-024-01375-8.
Harff, Jan & Deng, Junjie & Dudzinska Nowak, Joanna & Fröhle, Peter & Groh, Andreas & Hünicke, Birgit & Soomere, Tarmo & Zhang, Wenyan. (2017). What Determines the Change of Coastlines in the Baltic Sea?. 10.1007/9783319498942_2.
Kaufmann, Georg & Lambeck, Kurt. (2002). Glacial isostatic adjustment and the radial viscosity profile from inverse modeling. Journal of Geophysical Research. 107. 10.1029/2001JB000941.
Weninger, Bernhard & Schulting, Rick & Bradtmöller, Marcel & Clare, Lee & Collard, Mark & Edinborough, Kevan & Hilpert, Johanna & Jöris, Olaf & Niekus, Marcel & Rohling, Eelco & Wagner, Bernd. (2008). The catastrophic final flooding of Doggerland by the Storegga Slide tsunami. Documenta Praehistorica XXXV. 34426126. 10.4312/dp.35.1
Streif, Hansjörg. (2004). Sedimentary record of Pleistocene and Holocene marine inundations along the North Sea coast of Lower Saxony, Germany. Quaternary International. 112.328. 10.1016/S10406182(03)000624.
Deng, Junjie & Harff, Jan & Zhang, Wenyan & Schneider, Ralf & DudzinskaNowak, Joanna & Giza, Andrzej & Terefenko, Paweł & Furmanczyk, Kazimierz. (2017). The Dynamic Equilibrium Shore Model for the Reconstruction and Future Projection of Coastal Morphodynamics. 10.1007/9783319498942_6.
Exkurs: Der Kontinentaldrift unter Berücksichtigung von Platons Beschreibung über Atlantis und weitere Überlegungen zur geologischen Geschichte Deutschlands hypothetischer Natur
Auch ein andere Vorstellung über die Geschwindigkeit, mit der sich die Kontinente in der jüngeren Vergangenheit auseinander bewegt haben, könnte dabei helfen, eine Erklärung für die mögliche Aufschiebung Avalonias zu finden (siehe hierzu auch Alfred Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung).
Hierzu betrachten wir nachfolgend das von Platon beschriebene Atlantis, welches bekanntermaßen “eine im Atlantik gelegene Insel” gewesen ist, mit einer nord-südlichen Ausrichtung und von einer Größe, “die ganz Libyen übertrifft”. Zu Platons Zeiten verstand man darunter noch ganz Nordafrika, ohne Ägypten und die damals bekannten Teile Vorderasiens, (vgl. Wikipedia). Somit könnte das historische Atlantis heute durchaus auch ein größerer Teil Nordamerikas sein, beispielsweise die Rocky Mountains oder die Amerikanischen Kordilleren, die in der Vergangenheit tatsächlich zunächst noch wie ein ausgedehnter Inselbogen erschienen sein könnten, als Nordamerika noch viel näher an Europa lag. Südamerika hätte sich möglicherweise auch erst viel später vom afrikanischen Kontinent losgelöst als bislang vermutet, wenn man Platons Geschichte über Atlantis für unser Gedankenspiel noch etwas ernster nimmt und die mittelalterliche Weltkarte des Germanus ebenfalls in die Betrachtung einbezieht, die auf der Arbeit des Ptolemaios und seiner Vorgänger in der Antike beruht. Hier sei insbesondere Marinos von Tyros genannt, der eine längliche Insel beschrieb, durch welche die bekannte Welt begrenzt wurde.
Speziell für das bekannte Atlantis mit seiner ringförmigen Struktur, käme dem Autor nach das Colorado Plateau, bzw. die Four Corner Region, mit dem Monument Valley in Betracht, mit einer Ausdehnung von etwa 555 Kilometern mal 370 Kilometer (bzw. 3000 Stadien x 2000 Stadien), wie es Platon auch für Atlantis beschrieb. Ebenso vorhanden sind Kalksteinvorkommen und Kupfer, für das mystische Metall “Orichalkum“, den Römern zufolge eine Legierung aus Kupfer und Zink (Messing). Auch Elefanten- bzw. Mammutknochen wurden in den USA gefunden, von denen es laut Platon viele in der Gegend gegeben hat. Hier seien beispielsweise “La Brea Tar Pits” genannt, aus der Gegend von Los Angeles (weitere Funde aber auch in Blackwater Draw und Murray Springs).
Das Colorado Plateau ist durch die Subduktion der Farallon-Platte um etwa 1800 Meter bis 2500 Meter gehoben worden (zuletzt im späten Känozoikum) – und vielleicht ja somit auch der ganze nordamerikanische Kontinent, wenn der Meeresspiegel nicht als Folge eines hypothetischen Impakts kosmischer Objekte vielleicht ja ebenfalls in Gänze hätte sinken können – durch die freigesetzte thermische und auch kinetische Energie, die ein solches Ereignis mit sich bringen kann. Wie auch immer, vermutlich hätte sich das dadurch zurückweichende Meerwasser zunächst noch in umliegenden Seen, wie dem Lake Bonneville gesammelt, welcher dann aber nach und nach wahrscheinlich auf die heutige Fläche des Großen Salzsees bei Salt Lake City geschrumpft wäre. Der Osten der Vereinigten Staaten und heute zentral gelegene Teile könnten also zunächst noch unter dem Meeresspiegel gelegen haben, während die indische Kontinentalplatte auf der anderen Seite der Erde, zur gleichen Zeit möglicherweise erst noch vor ihrer Kollision mit Eurasien gestanden hat (jedenfalls der Kartendarstellung nach), wodurch auch der Himalaya vermutlich noch nicht zu solchen Höhen aufgefaltet worden wäre, wie sie in der Topografie entsprechend heute vorzufinden sind. Es könnte aber auch der nördliche Teil Indiens ebenfalls unter dem Meeresspiegel gelegen haben. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Kontinente seit der letzten großen Eiszeit bewegt hätten, wäre dann aber sicherlich ausreichend gewesen, um auch die notwendigen Kräfte zu erklären, die für eine Aufschiebung Avalonias auf Baltica erforderlich gewesen wären, bzw. um hier ein kosmisches Ereignis als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen.
Ein solches an der Westküste Afrikas könnte (entsprechend der unten stehenden Kartendarstellung) sogar der Auslöser der Kontinentaltrennung Süd-Amerikas von der Afrikanischen Kontinentalplatte gewesen sein. Natürlich sollte bei einer solchen Interpretation nicht außer Acht gelassen werden, dass die Karte womöglich aus mehreren Teilstücken (bzw. Teilinformationen) ungenau zusammengesetzt worden sein könnte bzw., dass die Informationen über die Geografie Mitteldeutschlands und über die übrige Welt vielleicht nicht immer ganz exakt vorhanden waren, mit deren Hilfe Ptolemaios und nachfolgende Kartografen – bis ins Hochmittelalter hinein, die Germania Magna beschrieben. Dennoch gibt es klare Indizien dafür, dass sich das Landschaftsbild noch in sehr junger Zeit stärker verändert haben könnte, als bislang angenommen. Die Interpretation stellt letztendlich aber/also nur ein hypothetisches Modell dar, das bewusst darauf basiert, die Aufzeichnungen wären weitestgehend exakt und welches Erklärungen für eine Landschaftstransformation zu finden versucht, ohne jedoch eventuelle archäologische Funde und die tatsächlich vorzufindende geologische Situationen im Feld zunächst unmittelbar zu berücksichtigen. Hier wird im Zweifel meinerseits also von einer bisherigen Fehlinterpretation bzw. Fehldatierung ausgegangen (bspw. durch Schichtlücken verursacht, aber auch aufgrund von Bodenfließen bzw. Bodenverflüssigung).
Bei entsprechender Auslegung der Interpretation, bzw. der Kartendarstellung auf diese Weise, käme – wie bereits weiter oben angedeutet, hier beispielsweise ein Impaktereignis eines Eis-Meteoriten in Betracht (v.a. Trümmer des Halleyschen Kometen), das auch im Bereich der Tschechischen Republik stattgefunden haben könnte und das dort womöglich zum Absinken eines Teils der Lithosphäre und nachfolgend zum Aufstieg eines Plutons geführt hat (vgl. Böhmische Masse bzw. Böhmischer Pluton und “How the Colorado Plateau Formed & Rose 8,500 Feet, hier insbesondere ab Minute 2:19 min, Youtube: GeologyHub, https://www.youtube.com/watch?v=mPeHP1__tfg), vielleicht auch durch Luftdetonation eines Kometenfragments (vgl. Tunguska-Ereignis) bzw. handelt es sich möglicherweise auch um eine Intrusion im Zusammenhang mit einer großräumigen Krustendehnung aufgrund der Fernwirkung eines kosmischen Impakts – mit entsprechenden Auswirkungen unter anderem auch im Gebiet des heutigen Sachsen bis Sachsen-Anhalt (Elbezone) und im Bereich Frankens (hier im Nord-Osten aber dann vmtl. auch eine Kompression bzw. Auffaltung der Lithosphäre zwischen Erzgebirge und Thüringer Wald, siehe “Thüringisch-Fränkisch-Vogtländische Schiefergebirge“), mit der ursprünglich zu ergründenden Aufschiebung Avalonias, aber auch als mögliche Ursache für den Vogtland-Vulkanismus und die Hebung des Erzgebirges.
Die Sudete Montes auf der Germania Magna Darstellung könnten sich dann hier vielmehr auch zum Thüringer Wald hin erstrecken (die Elbe [albis fluvii] wäre entsprechend eher im Flussbett der heutigen Saale ggf. auch der Weida und/oder der Weißen Elster zu verorten, wobei letztgenannter Fluss auch wortetymologisch ganz gut mit albis [lat.] = weiß [dt.] begründet werden könnte), und die Sarmate Montes wären die Darstellung des Erzgebirgskamms, bzw. mglw. eines Proto-Erzgebirges). In diesem Fall wäre das antike Nomisterium vielleicht eher bei der heutigen Stadt Leipzig zu verorten oder etwas weiter südlich davon, in Richtung Gera und nicht im Bereich der Elbzone.
Im Vergleich der mittelalterlichen Karte mit aktuellen Satellitenaufnahmen könnte es auf der Suche nach weiteren Indizien auch gleichsam tatsächlich so erscheinen, als könnte es sich bei der kreisförmigen Struktur zwischen Osnabrück bis Cloppenburg (siehe Samtgemeinde Artland) ebenfalls um einen jüngeren Einschlagkrater handeln (vgl. auch Bramscher Pluton), zu welchem sich die gesamte Topografie Mitteldeutschlands hin orientiert, mit dem Harz und insbesondere mit dem Thüringer Wald, die wie verflüssigt (ggf. als [unterirdische)] Teilschmelze) folglich nach Nord-Westen hin gezogen oder verschoben worden sein könnten, entlang des Teutoburger Waldes und des Wiehengebirges – als hier eine mögliche Kraterstruktur eventuell mit nachlaufendem Gesteinsmaterial verfüllt worden ist. Der Thüringer Wald hätte dabei im Gesamten womöglich eine Veränderung der Streichrichtung (Streichrotation) von etwa 45 Grad im Uhrzeigersinn erfahren. Ebenso wie auch das Erzgebirge nun eine solche Rotation im Vergleich zur historischen Kartendarstellung aufzuweisen scheint (→ öffne Skizze 1 in neuem Tab, bzw. für ein besseres Verständnis, die mittels KI (künstliche Intelligenz) generierte, aber stärker übertriebene Darstellung eines solches Szenarios in Skizze 2. *) wichtige Anmerkung: Es handelt sich hierbei lediglich um eine künstlerische Phantasie-Darstellung, mit der kein Anspruch auf Genauigkeit verbunden ist und welche die beschriebene Situation kurz nach einem möglichen Impaktereignis nur sehr beispielhaft und wohl sehr übertrieben aufzeigt.
Ob ein Lavafluss tatsächlich in ähnlicher Weise wie in Skizze 2 abgebildet stattgefunden hat, der dann vermutlich auch durch Tsunamis, die bis tief ins Landesinnere gereicht hätten, überschwemmt worden wäre, wird möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt an anderer Stelle beantwortet werden. Ebenso, ob und wie weit das Meer nach einem solchen Ereignis möglicherweise für längere Zeit ins Landesinnere vorgedrungen wäre. Vielleicht könnte hier auch eine größere Magmenbewegung in der tieferen Lithosphäre stattgefunden haben, durch einen in Bewegung gekommenen Mantelplume beispielsweise, der sich vielleicht nach einem möglichen Meteoriteneinschlag in der Asthenosphäre bzw. im Erdmantel durch Verdichtung gebildet und sich dann seitlich von der Einschlagstelle weg bewegt haben könnte, so dass die obere Kruste dabei eben nur teilweise aufgeschmolzen wäre.
Möglicherweise ist sie stellenweise aber sogar aufgerissen und wurde in der Folge durch nach oben steigendes Magma recht schnell wieder verfüllt. Vielleicht ist auch die Lithosphäre durch eine Krustendehnung partiell aufgeschmolzen, ebenfalls durch dann nach oben dringendes Magma. Wie bereits dargelegt, ginge mit einer Aufschiebung Avalonias auf die baltische Kontinentalplatte ja möglicherweise auch eine Krustenverkürzung einher, die zur Bildung von Grabenbrüchen bzw. letztendlich zur Krustendehnung geführt haben könnte (vielleicht auch die Elbezone zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt, mit möglicherweise in der Folge aufsteigendem “Eruptivkomplex“, aber eventuell auch in Franken, bspw. mit Obermainland und Gottesgarten). Die gesamte avalonische Platte könnte dabei nach Norden hin gedehnt worden bzw. gewandert zu sein, als sei sie auf der Asthenosphäre darunter regelrecht aufgeschwommen, welche durch einen Meteoriteneinschlag vielleicht auch stärker verflüssigt worden wäre, mit der Folge, dass die genannten Gebiete in Franken möglicherweise so erst ihre heutige Ausdehnung erhalten haben.
Vielleicht ist es nur der Ungenauigkeit der antiken Aufzeichnungen geschuldet, aber auf aktuellen Satellitenaufnahmen wirkt der Harz im Vergleich zur Darstellung auf der Germania Magna Karte desweiteren auch noch um etwa die Hälfte seiner ursprünglichen Ost-West Ausdehnung verkürzt und es scheint, als sei er hier nach Westen hin gewissermaßen in die Tiefe “abgetaucht”, wo die Reste seiner ursprünglichen Ausdehnung nun in Teilen noch das Weser-Leine-Bergland mit dem Alfelder Bergland bilden könnten. Ob dies ein ziemlich plötzliches Resultat eines Impaktereignisses sein könnte, oder ob hier über mehrere Monate hinweg wohl eher ein zähflüssiges, duktiles Fließen der Landschaft nach Richtung Nord-Westen hin stattgefunden hat, wird künftig wohl beantwortet werden, sollte hier ein solcher Vorgang generell erst einmal nachweisbar sein.
Vermutlich wäre bei einem Impaktereignis im Bereich des kristallinen Grundgebirges der “Karpaten” und des (Proto-)Erzgebirges auch eine SiO2-reiche rhyolithische Schmelze entstanden, wahrscheinlich auch eine mächtige Tuff-Schichtenfolge, die durch einen explosiven Vulkanismus abgelagert würde, der durch ein solches Ereignis wohl ebenfalls ausgelöst worden wäre.
Auf den explosiven Vulkanismus bezogen ein Vorgang, wie er beispielsweise auch bei der Entstehung des Versteinerten Waldes von Chemnitz so stattgefunden haben könnte, bei dem infolgedessen der bekannte Zeisigwaldtuff abgelagert wurde, welcher heute relativ oberflächennah zu Tage tritt. Ein festes Gestein, aufgrund des hohen Gehaltes an kieselsäurehaltiger Magma bzw. Pyroklastika. Auf diese Weise ist aber auch ein Zusammenhang mit der Entstehung des Rochlitzer Porphyrberges denkbar. Solche Belege jedenfalls müssten sich hier gleichermaßen also auch finden lassen, um einen impaktinduzierten Vulkanismus nachweisen zu können, der bei so einem Ereignis möglicherweise auch stattgefunden hätte.
Verweise:
Moucha, R., A. M. Forte, D. B. Rowley, J. X. Mitrovica, N. A. Simmons, and S. P. Grand (2009), Deep mantle forces and the uplift of the Colorado Plateau, Geophys. Res. Lett., 36, L19310, doi:10.1029/2009GL039778.
Rocky Mountain – 54th Annual Meeting (May 7–9, 2002), Paper No. 0, UPLIFT AND EROSION OF THE COLORADO PLATEAU AND GRAND CANYON—IMPLICATIONS OF NEW CALCULATIONS OF LARGE-SCALE ROCK UPLIFT, EXHUMATION, AND RIVER INCISION https://gsa.confex.com/gsa/2002RM/webprogram/Paper34342.html
Interpretation durch Alfred Stückelberger und seine Mitarbeiter, Bern
Die Ptolemaios-Forschungsstelle in Bern[2] hat unter Leitung von Alfred Stückelberger eine Neuausgabe des Handbuchs der Geographie (= Geographike hyphegesis) des Klaudios Ptolemaios geschaffen (Textausgabe 2006[3]; Ergänzungsband 2009[4]), die erste umfassende Neuausgabe seit mehr als 150 Jahren, die erstmals auch eine vollständige deutsche Übersetzung enthält. Bei der Gestaltung des griechischen Textes konnte erstmals die wohl bedeutendste, erst 1927 im Topkapipalast in Istanbul aufgefundene Kartenhandschrift (Codex Seragliensis GI 57, um 1300) durchgehend ausgewertet werden; durch sie konnten zahlreiche Lesarten bestätigt werden.
Die um etwa 150 n. Chr. in Alexandria entstandene Geographike Hyphegesis des Klaudios Ptolemaios gehört mit ihrem theoretischen Vorspann, mit den neuartigen Projektionsmethoden für eine Weltkarte, mit ihrem Ortskatalog von etwa 6400 durch Koordinaten bestimmten Orten sowie einem Kartenatlas mit Weltkarte und 26 Länderkarten zu den bedeutendsten erhaltenen Werken der antiken Wissenschaftsgeschichte. Dieses Werk einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen war das erklärte Ziel des Mitarbeiterteams der Berner Ptolemaios-Forschungsstelle: Eine deutsche Übersetzung, die nötigen Sacherklärungen in den Anmerkungen und ein umfassendes Register sollten dies gewährleisten.
Insbesondere sollten die etwa 13.000 Koordinatenangaben, die in den Handschriften oft fehlerhaft und uneinheitlich überliefert sind, unter Vergleichung mit den überlieferten Karten auf ihre Plausibilität hin geprüft werden. Aufgrund dieser Überprüfung ist – in Anlehnung an die Handschriften – der ganze Kartensatz von Florian Mittenhuber umgezeichnet und damit der Versuch gewagt worden, das ursprüngliche Werk des Ptolemaios wieder sichtbar zu machen. Dass dem Ptolemaios zur Gewinnung der Koordinaten und somit zur Gestaltung der Karten ganz unterschiedliche, zum Teil fehlerhafte Quellen vorlagen und das nun überlieferte geographische Bild durchaus Verzerrungen aufweist, war dem Herausgeberteam von vornherein bewusst. Da die Ursachen für diese Verzerrungen aber sehr verschiedener Art sein können, wird es schwierig sein, die überlieferten Daten großflächig zu entzerren.
Interpretation durch Dieter Lelgemann und andere, Berlin
In der Geographike Hyphegesis sind erstmals viele Orte derart mit Koordinaten versehen, dass sich daraus Karten bzw. ein Atlas zeichnen ließe, wenn die Angaben nicht mit einer Vielzahl von Fehlern behaftet wären. Soweit die Orte in Ptolemäus’ Werk dem historischen Römerreich zurechnen, lassen sich die Ortsbezeichnungen teilweise lokal zuordnen (so ist etwa Argentoratum der Ort, der sich an der Stelle der heutigen Stadt Straßburg befand). Außerhalb des antiken Römerreichs liegende Orte lassen sich dagegen nur ausnahmsweise örtlich zuordnen.
Ein Fortschritt bei der Bestimmung solcher Ortslagen wurde durch die Ergebnisse eines Projekts des Instituts für Geodäsie und Geoinformationstechnik der Technischen Universität Berlin unter Leitung von Dieter Lelgemann erzielt, das sich u. a. mit den Koordinatenangaben im zweiten[5] und dritten[6] Buch der Geographike Hyphegesis befasste.
Für die ptolemäischen Orte in der Germania magna (Buch 2, Kapitel 11) ist es den Wissenschaftlern der TU Berlin gelungen, mit Hilfe einiger Referenzpunkte (CCAA, Weichselmündung, Bonn) die antiken Koordinatenangaben in das moderne geographische Koordinatensystem zu übertragen.
Die Genauigkeit der entzerrten numerischen Angaben des Ptolemaios erweisen sich als erstaunlich hoch. Sie liegt in der Regel bei 10 bis 20 km bzw. 5‘ bis 10‘ für die einzelnen Orte.[7]
In der Tabelle „Orte und Identifizierungen in Germania magna“ findet man 137 antike Namen. Es gibt 3 Gruppen. Bei 3 antiken Namen findet man keine Angaben für den modernen Namen. Bei 60 modernen Namen, findet man ein „bei“ vor dem Namen. Und beim Rest der 74 Namen ist der moderne Name ohne die Angabe „bei“. Man denkt, das ist der moderne Ort. Jedoch findet man in dieser Gruppe auch Orte, die außerhalb der Genauigkeitsangaben der TU-Berlin liegen. So soll zum Beispiel Locoritum (Nr. 99) Langenprozelten sein. Jedoch liegt Langenprozelten 23,6 km bzw. 13‘ N vom umgerechneten entzerrten Ort Marktheidenfeld entfernt. Es erfüllt nicht die Genauigkeitskriterien der TU-Berlin.
Den Projektergebnissen zufolge können die von Ptolemäus für diesen Teil der Welt benannten Orte in vier Gruppen zusammengefasst werden. Die ersten drei Gruppen betreffen dabei Orte, deren Koordinaten gemeinsame geodätische Mess- oder Verzerrungsfehler zugrunde liegen, die sich herausrechnen lassen. Bei der vierten Gruppe liegen nicht systematisierbare Fehler vor, sie blieben deshalb unberücksichtigt.
Gruppe 1: Orte mit entzerrbaren Koordinaten, deren Lage sicher ist
Dabei kann wegen der Völkerwanderung der jeweils angegebene heutige Ort nicht einfach als die siedlungsgeschichtliche Fortsetzung des zugeordneten historischen Orts angesehen werden.
Das zeitgenössische wissenschaftliche Anliegen des Ptolemäus besteht darin, Orte in der Germania magna, die nach seiner Erkenntnis eine gleiche Entfernung zwischen Pol und Äquator teilen, zu „Klimaten“ zusammenzufassen. Der Begriff „Klima“ wird also nicht zur Beschreibung von Klimazonen im modernen Sinne verwendet, sondern es handelt sich dabei um „einen Landstrich, dessen Teile den gleichen Neigungswinkel der einfallenden Sonnenstrahlen gegen den Horizont aufwiesen und somit alle unter der gleichen ‚Breite‘ lagen“.[8] Diese Einteilung der germanischen Orte in klimata könnte auf Vermessungen der römischen Armee zurückzuführen sein, die für die Feldzüge in Germanien zwischen 14 v. Chr. und 16 n. Chr. erstellt wurden und von den römischen Garnisonen am Rhein ausgingen. Anscheinend hatte Ptolemaios Zugriff darauf.[1]
Ausgaben und Übersetzungen
Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios, Handbuch der Geographie (griechisch-deutsch). Schwabe Verlag, Basel 2006, ISBN 3-7965-2148-7 (Werk in 2 Halbbänden).
Karl Friedrich August Nobbe (Herausgeber): Claudii Ptolemaei Geographia. 3 Bände, Leipzig 1843, 1845, Nachdruck Olms, Hildesheim 1966 (griechische Textausgabe).
John Lennart Berggren, Alexander Jones: Ptolemy’s Geography: An Annotated Translation of the Theoretical Chapters. Princeton University Press, 2000.
Edward Luther Stevenson (Übersetzer) Claudius Ptolemy: The Geography, New York Public Library 1932, Nachdruck Dover 1991 (englische Übersetzung, sehr fehlerhaft).
Literatur
Germanien in der Weltkarte des Klaudios Ptolemaios. In: Abenteuer Archäologie. Nr. 1. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2004, S. 9.
Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23757-9, S. 131 Seiten mit teils farbigen Karten.
Andreas Kleineberg, Christian Marx, Dieter Lelgemann: Europa in der Geographie des Ptolemaios. Die Entschlüsselung des „Atlas der Oikumene“: Zwischen Orkney, Gibraltar und den Dinariden. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-24835-3.
Christian Marx, Andreas Kleineberg: Die Geographie des Ptolemaios. Geographike Hyphegesis Buch 3: Europa zwischen Newa, Don und Mittelmeer. epubli, Berlin 2012, ISBN 978-3-8442-2809-0.
Hans-Jörg Nüsse, Dieter Lelgemann, Christian Marx: Germania magna – Ein neuer Blick auf eine alte Karte. Entzerrte geographische Daten des Ptolemaios für die antiken Orte zwischen Rhein und Weichsel. In: Germania Jahrgang 89, 2011 S. 115‒155 (doi:10.11588/ger.2011.96480).
Klaus Geus: Ptolemaios über die Schulter geschaut – zu seiner Arbeitsweise in der Geographike Hyphegesis. In: Michael Rathmann (Hrsg.): Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike. Philipp von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3749-6, S. 159–166.
Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23757-9, S. 3; S. 22 und 25
Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010; Hans-Jörg Nüsse, Dieter Lelgemann, Christian Marx: Germania magna – Ein neuer Blick auf eine alte Karte. Entzerrte geographische Daten des Ptolemaios für die antiken Orte zwischen Rhein und Weichsel. In: Germania. Jahrgang 89, 2011, S. 115‒155; Andreas Kleineberg, Christian Marx, Dieter Lelgemann: Europa in der Geographie des Ptolemaios. Die Entschlüsselung des „Atlas der Oikumene“: Zwischen Orkney, Gibraltar und den Dinariden. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012.
Christian Marx, Andreas Kleineberg: Die Geographie des Ptolemaios. Geographike Hyphegesis Buch 3: Europa zwischen Newa, Don und Mittelmeer. epubli, Berlin 2012.
Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch und Dieter Lelgemann. Die antike Karte von Germania des Klaudios Ptolemaios. In: zfv-Zeitschrift Heft 2/2011.
Ernst Honigmann: Die sieben Klimata und die Poleis episemoi. Eine Untersuchung zur Geschichte der Geographie und Astrologie im Altertum und Mittelalter. Heidelberg 1929, S. 4; hier zitiert nach Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, S. 25.